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05.04.2020
Stefan Müller *
Ionview Holdings S.à r.l., Projektentwickler: Cells Group
Kurfürstendamm 203-206, 10719 Berlin

Ku’damm-Karree, Kurfürstendamm 203-206, 10719 Berlin
Ku’damm-Karree, Kurfürstendamm 203-206, 10719 Berlin

Das Ku’damm-Karree wurde 1969-1974 von der Architektin Kressmann-Zschach entworfen und realisiert (von ihr stammt auch der Steglitzer Kreisel 1968-1974). Es umfasst einen riesigen Block zwischen Kurfürstendamm, Knesebeckstraße, Lietzenburger Straße und Uhlandstraße. In der Mitte steht ein 33-geschossige Hochhaus, das im 11. Stockwerk als Spezialität einen Raucherraum ausweist. Ansonsten wirkt der Tower eher leer. Ursprünglich im Besitz des Landes Berlin, wurde das Ku’damm-Karree nach der Wende an den Immobilienunternehmer Rafael Roth verkauft, der es 1994–1995 sanierte und 2002 an die DB Real Estate, einen Immobilienfonds der Deutschen Bank, verkaufte.


Im Jahr 2006 machten Abrissgerüchte die Runde und den von Max Reinhardt gegründeten, im Ku’damm-Karree integrierten Boulevardtheater „Komödie“ und „Theater am Kurfürstendamm“, wurde der Mietvertrag gekündigt. Die „Berliner Ku’dammbühnen“ nutzten ihre Popularität und machten gegen die „Deutsche Bank, die in Berlin Theater abreißen lässt“ zunächst erfolgreich mobil. 2009 stritt die Politik immer noch darüber, wie man die beiden Spielstätten sichern und gleichzeitig den seit 2007 neuen irischen Investor Ballymore mit seinen Shoppingplänen glücklich machen könnte. Dieser hatte die Immobilie für 155 Millionen Euro vom britischen Finanzinvestor Fortress erworben. „Big Names“, wie David Chipperfield Architekten, sollten nun den Drahtseilakt zwischen Abriss und Neubau lösen. Im Zuge der Finanzkrise 2008 geriet „Ballymore International“ in finanzielle Schwierigkeiten. Ein Bürgerentscheid zum Erhalt der Bühnen scheiterte 2011. 2014 wurden die Pläne geändert, 270-300 Eigentumswohnungen sollten nun unter anderem entstehen, die alten Theater abgerissen und ein neues Theater im dritten Stock eines Geschäftshauses liegen.


Kultursenator Lederer exekutierte im April 2017 den vertraglich von seinen politischen Vorgängern vereinbarten Abriss der historischen „Komödie“ und „Theater am Kurfürstendamm“ und erlangte damit traurige Berühmtheit (siehe auch mehrteilige exklusive Recherche von Gabriela Keller und Kai Schlieter in der Berliner Zeitung vom Mai 2018, leider nur noch in Printform verfügbar. Die Projektentwicklerin des Objektes Kudamm-Karree hat vor dem Hamburger Landgericht eine einstweilige Verfügung gegen die Berliner Zeitung erwirkt).


Zuletzt gehörte der Gebäudekomplex je zur Hälfte dem Cells-Chef Christian Elleke und dem russischen Investor Mikhail Opengeym. Siehe auch Tagesspiegel-Meldung vom 11.10.2019.


Nach Tagesspiegel-Informationen hält jetzt Elleke nur noch kleinere Anteile. Neue Eigentümerin ist die Ionview Holdings S.à r.l. – eine Luxemburger Tochterfirma des Dayan Family Office um den israelischen Investor Amir Dayan.


Die Kombination aus Parkhaus, Einkaufspassage, Theater, Büros und Eigentumswohnungen, ist heute eine Riesenbaustelle unter dem schönen Marketing-Namen „Fürst“.


* Name geändert



Nachträge


16. Juli 2021, Tagesspiegel:
Milliarden-Spekulation in Berlin: Der Ku’damm, die Briefkastenfirma und die Steuern, mehr...


27. Dezember 2021:
Nach Angaben eines unbekannten Informanten befindet sich das o.g. Grundstück nicht mehr im Eigentum der "Ionview Holdings S.à rl - a Luxembourg subsidiary of the Dayan Family Office around the Israeli investor Amir Dayan“.


16. Oktober 2023, Tagesspiegel:

Bauarbeiten sollen weitergehen, mehr...