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10.07.2020
Gabriela Keller, Kai Schlieter und Stephan Thiel
Shoval Residential GmbH & Co KG
Eulerstr. 15, 13357 Berlin

Eulerstr. 15, 13357 Berlin

In den Hügeln von Los Angeles soll Adi Keizman seit kurzem wohnen, da wo die Buchstaben „Hollywood“ Erfolg und Ruhm versprechen, und auch Illusionen. In einer Villa, Baujahr 1950: Swimmingpool, lichtdurchflutet und edel. So sieht sie auf Bildern aus, die neue Adresse von Adi Keizman, ein Prominenter in Israel, aber auch ein Immobilienhändler, der Hunderte Israelis dazu brachte, Wohnungen in Deutschland zu kaufen. Mit traumhaften Versprechen, die sich zunehmend als Trugbilder entpuppen.


An diese neue Adresse ging kürzlich Anwaltspost eines ehemaligen Geschäftspartners: Muly Litvak, Internet-Unternehmer, Galerist, Betreiber von Porno-Websiten. Er ließ Keizman eine Klageschrift zustellen und fordert 1,5 Millionen Euro für ein Immobiliengeschäft zurück, bei dem er sich betrogen fühlt. Er ist nicht der Einzige.


Keizman steht für ein Firmengeflecht der Berlin-Aspire-Gruppe, mit dem er im weit entfernten Berlin fast 40 Häuser kaufte, aufteilte und etwa 1500 Wohnungen reihenweise und blitzschnell an israelische Kleinanleger weiterverkaufte. Fast zehn Jahre lang, teilweise Hunderte im Jahr. Mit Methoden, die nun Gerichte beschäftigen. Denn seit die Berliner Zeitung im Februar 2019 das Geschäftsmodell von Keizmans Gruppe mit einer Serie von Berichten aufdeckte und israelische Medien die Geschichte aufgriffen, ahnen Anleger in Israel, dass sie womöglich betrogen wurden. Und befürchten nun, Keizman sei aus Tel Aviv nach Los Angeles geflohen, weil sein Geschäftsmodell in sich zusammenbreche.


„Herr Keizman hat sich entschieden, seine Firma wegen gesetzlicher Änderungen in Berlin zu verkaufen.“ PR-Agentur im Auftrag von Adi Keizman.


Tatsächlich firmierte er bereits Gesellschaften um und löste ganze Geschäftsbereiche in Berlin auf. Der Teil der Gruppe, der sich um die Verwaltung der Immobilien kümmerte, existiert nicht mehr. „Es handelt sich mithin nur noch um einen leeren Geschäftsmantel“, wie die Kanzlei auf Anfrage mitteilt, die mit der Liquidation beauftragt ist.


Keizman stieß mindestens die Hälfte seiner Anteile ab und verkaufte an Moshe Bar Shilton, einen Unternehmer, über den nicht viel bekannt ist, außer einer Adresse in Georgien und dass er auch Duty-Free-Shops von Botschaften und Kreuzfahrtschiffen mit Waren beliefern soll. Keizman selbst lässt über eine PR-Agentur lediglich mitteilen: „Herr Keizman hat sich entschieden, seine Firma wegen gesetzlicher Änderungen in Berlin zu verkaufen.“ Er bezieht sich dabei offenbar auf den Berliner Mietendeckel. Die Anleger, die mittlerweile um ihr Geld bangen, sollten sich nun an Moshe Bar Shilton wenden, schreibt die Agentur.


Sein Geschäftsmodell bestand darin, sprachliche und rechtliche Unterschiede und jene zwischen den Wohnungsmärkten in Israel und Deutschland auszunutzen. Die enormen Preise für Immobilien in Israel machen Eigentum für die meisten dort im Gegensatz zu Deutschland unerschwinglich. Allerdings wissen viele der Anleger nur wenig vom deutschen Mieterschutz und Keizman verstand es, auf Emotionen zu setzen. So gelang es ihm, die Hoffnung vieler israelischer Sparer in Kapital zu verwandeln, mit dem er weitere Immobilien kaufte.


Dieser Artikel erschien in ungekürzter Fassung am 11. Juli 2020 in der Berliner Zeitung: https://www.berliner-zeitung.de/mensch-metropole/das-ende-von-berlin-aspire-li.92241


Nachtrag

16. Februar 2021: Kampf um Berliner Aspire-Wohnungen