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01.10.2020
Ulrich Paul
Gewobag
Neptunstr. 21, 13409 Berlin

Neptunstr. 21, 13409 Berlin

Gewobag fordert für Singlewohnung fast 20 Euro pro Quadratmeter


Eigentlich sollen die sechs landeseigenen Wohnungsunternehmen preisdämpfend auf den Immobilienmarkt einwirken. Doch nicht immer gelingt das.


„Singlewohnung mit Terrasse zu vermieten“ – unter dieser Überschrift bietet die landeseigene Gewobag in Reinickendorf eine Wohnung zu einem überraschend hohen Preis an: 899,58 Euro warm soll die 45,86 Quadratmeter große Einzimmerwohnung in der Neptunstraße 21, Baujahr 2016, kosten. Das entspricht einer Quadratmetermiete von 19,62 Euro warm und von 16,62 kalt. Damit bewegt sich die Gewobag preislich auf überdurchschnittlichem Niveau. Zum Vergleich: In den ersten fünf Monaten dieses Jahres wurden laut Internetportal Immowelt Neubauwohnungen, die ab 2014 fertig geworden sind, in Berlin im Schnitt für 15,80 Euro je Quadratmeter angeboten.


Der hohe Mietpreis ist noch nicht mal alles. Als Kaution verlangt die Gewobag für die barrierefreie Erdgeschosswohnung, die Parkett, Fußbodenheizung und eine ebenerdige Dusche hat, noch mal 2286,69 Euro. Während Wohnungssuchende zweifeln, ob eine Kaltmiete von 16,62 Euro je Quadratmeter noch „gesetzestreu“ ist, verteidigt die Gewobag das Angebot. „Die für die inserierte Wohnung angebotene Miete entspricht der ortsüblichen Vergleichsmiete zuzüglich eines Neuvermietungszuschlages von 10 Prozent“, sagt eine Gewobag-Sprecherin. „Im Neubaubereich orientiert sich die Neuvermietungsmiete an 110 Prozent der ortsüblichen Vergleichsmiete.“ Das entspricht den Vorgaben der Mietpreisbremse, die im vorliegenden Fall rein rechtlich aber gar nicht anzuwenden wäre. Denn die Bremse gilt, wie auch der Mietendeckel, nicht für Neubauten. Deswegen sind viele Wohnungsangebote im Neubau sehr teuer.


Klar ist, dass das Wohnungsangebot aus Reinickendorf einen Spitzenpreis bei der Gewobag markiert. Von 2014 bis zum 31. August 2020 hat das landeseigene Unternehmen rund 1900 Neubauwohnungen errichtet. Die 25 Prozent der Wohnungen im oberen Preissegment kosten im Schnitt laut Gewobag rund 12,50 Euro je Quadratmeter, wobei die Spanne von 11 bis 16,62 Euro pro Quadratmeter reicht. Die günstigsten 25 Prozent der Wohnungen werden im Schnitt für sieben Euro je Quadratmeter kalt vermietet. Hierunter fallen die als Sozialwohnungen mit Förderung des Landes Berlin errichteten Unterkünfte. Die 50 Prozent der Wohnungen im mittleren Preissegment liegen bei einer Miete von rund 9,25 Euro je Quadratmeter.


Hohe Baukosten treiben die Mieten


Das Problem beim Neubau: Die Baukosten sind so hoch, dass Wohnungen ohne finanzielle Förderung selten wirtschaftlich für Mieten unter zehn Euro je Quadratmeter angeboten werden können. So lag bei den landeseigenen Unternehmen im vergangenen Jahr der Schwerpunkt der Mieten in Neubauwohnungen beim Abschluss neuer Verträge mit 36,3 Prozent im Preissegment über 10 Euro je Quadratmeter. Das geht aus dem Bericht zur Kooperationsvereinbarung des Senats mit den landeseigenen Wohnungsgesellschaften für 2019 hervor. Mit 31,1 Prozent wurde knapp ein Drittel der Wohnungen für Mieten bis 6,50 Euro je Quadratmeter vergeben. 4,7 Prozent der Wohnungen kosteten bis zu 8 Euro und 27,9 Prozent bis zu zehn Euro je Quadratmeter.


Dieser Artikel erschien in ungekürzter Fassung am 2. bis 4. Oktober 2020 in der Berliner Zeitung.