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22.07.2022
Theresa Keilhacker
Land Berlin. Hausverwaltung: BIM (Berliner Immobilienmanagement GmbH)
Hobrechtsfelder Chaussee 96-98, 13125 Berlin

Hobrechtsfelder Chaussee 96-98, 13125 Berlin-Pankow
Hobrechtsfelder Chaussee 96-98, 13125 Berlin-Pankow

Knapp 2 km vom S-Bahnhof Buch entfernt, in besterschlossener Lage also, befindet sich im Pankower Norden das ehemalige „Stasi“-Krankenhaus an der Hobrechtsfelder Chaussee 96-98 auf einem ca. 45 000 Quadratmeter großen Grundstück. Behandelt wurden dort vor allem Mitglieder des Ministeriums für Staatssicherheit und in einem Extra-Bereich höherrangige Parteiangehörige. Es gab alles, was es in den Kreiskrankenhäusern der DDR nicht gab, so auch modernste Technik vorwiegend aus dem Westen und neueste Therapieansätze. Eine Besonderheit sind bis heute die unterirdischen Bunker-Anlagen mit den OP-Sälen.


Bis 2007 nutzte die HELIOS Kliniken Gruppe das Gelände noch. Seitdem verfällt es unter staatlicher Aufsicht der Berliner Immobilienmanagement GmbH (BIM).


Was hätte man seit 2007 nicht alles mit diesem Ort machen können! 15 Jahre später haben Sprayer hier ihr Eldorado gefunden und es sich Punks und Obdachlose hinter kaputten Fensterscheiben irgendwie nett gemacht. Der Ort verdient eine „lost places“-Medaille für eine moderne Klinik-Ikone der 70ger Jahre, inmitten von Dschungel-Grün. Und die BIM mitsamt ihrer chronischen Unterfinanzierung durch den Berliner Landeshaushalt eine Medaille für systemisches Organversagen.


2018 beschloss der Senat von Berlin dann endlich, das Gebiet Buch - Am Sandhaus als neues Stadtquartier zusammen mit der Deutschen Wohnen und der landeseigenen Wohnungs-GmbH Howoge zu entwickeln, im Jahr 2019 wurde dafür der Flächennutzungsplan geändert. Unter dem Titel „Diagnose Schlamperei“ beschreibt ein Artikel in der Berliner Zeitung von Stefan Henseke am 16. Januar 2019, wie bei der Räumung durch die Kliniken in einem Schrank Patientenakten zurückgelassen und grob gegen Datenschutz verstoßen wurde. Die Akten reichten bis ins Jahr 1962 zurück, so dass die Stasi-Unterlagenbehörde ihr Interesse dafür anmeldete.


Aber jetzt soll es bald losgehen mit den geplanten 2.700 neue Wohnungen - trotz Ukraine-Krieg und Ressourcennachschub beim Bauen. Anstatt eines Abrisses wird nun zum Glück endlich überlegt, die bestehende Gebäudesubstanz nachhaltig weiter zu nutzen und auszubauen.


Lars Loebner vom Sonderreferat Wohnungsbau - Projektmanagement und Bauleitplanung, zuständig für „Große Neubaustandorte“ wagt eine zarte Prognose: „...die alte Struktur der Klinik zu transformieren.“ Ein Fahrradparkhaus soll am S-Bahnhof gebaut werden. Denn die Verkehrsplanung für das Wohnprojekt sieht löblicher Weise einen autoarmen Kiez vor. Im Herbst 2022 soll das Bebauungsplanverfahren starten.


Beteiligt Euch!


Kontakt für Nachfragen zum B-Planverfahren: Susanne.Gloeckner@senstadt.berlin.de



Siehe auch unseren Beitrag zur Hobrechtsfelder Chaussee 100