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28.02.2023
Jenni Roth
Jürgen Kaape, Hamburg
Dresdner Straße 113, 10179 Berlin

Dresdner Straße 113, 10179 Berlin

Die 220 Jahre alte Eiche sollte einer Tiefgarage für SUV weichen. Es gab Protest. Jetzt sagt der Investor: „Wir haben nicht die Absicht, die Eiche zu fällen.“


Eine 200 Jahre alte Eiche, die einer Tiefgarage für sechs SUV weichen – sie sei ein Symbol dafür, wie private Profite immer noch oft über dem Naturschutz stünden. So haben es Anwohner der Dresdner Straße 113 formuliert, nachdem das Oberverwaltungsgericht einem Hamburger Immobilienunternehmen erlaubt hatte, die Eiche zu fällen.


Und die Zeit drängte: Am 1. März läuft die Schonfrist aus, ab da darf kein Baum mehr gefällt werden. Also organisierte die Anwohnerinitiative, die seit zwei Jahren dafür kämpft, dass die Eiche weiterleben darf, seit Donnerstag tägliche Mahnwachen in dem Kreuzberger Innenhof – die Protestler fürchteten, dass der Investor jederzeit die Baumfäller schicken könnte.


Sie luden Pressevertreter ein und es gab zahlreiche Postings in den sozialen Medien, allen voran auf dem  Instagram-Account der Eiche mit seinen inzwischen 931 Followern. Der öffentliche Druck war groß. Am Samstag hatte Julian Rosefeldt, Regisseur und Anführer der Anwohnerinitiative, dann Post. Eine E-Mail des Investors Jürgen Kaape: Keiner habe die Absicht, die Eiche zu fällen.


Die Nachricht machte die Runde, auf Twitter hieß es: „Großartige Neuigkeiten! Der Investor, der die 220 Jahre alte Berliner Eiche für sechs Parkplätze fällen lassen wollte, hat der Initiative soeben mitgeteilt, dass der Baum stehen bleiben wird. Der öffentliche Druck hat also gewirkt. Danke an alle fürs E-Mail-Schreiben.“


Prompt reagierte auch die Politik, zumindest per Mail. Der SPD-Abgeordnete Max Landero schrieb, er stehe für ein klärendes Gespräch zur Verfügung und dafür, die Eiche endgültig zu retten. Woraufhin auch der stellvertretende Bezirksbürgermeister von Mitte, Ephraim Gothe, seine Hilfe anbot – nachdem er die Anwohnerinitiative lange mit Nichtstun enttäuscht hatte.


In den sozialen Medien wurde aber nicht nur die Nachricht bekannt, sondern auch der Kontakt des Investors. Am Telefon sind die Mitarbeiter des Immobilienunternehmens genervt: zu viele Anrufe und zu viele beleidigende Töne. Es habe auch persönliche Beschimpfungen gegeben, sagte der Hamburger Investor Jürgen Kaape der Berliner Zeitung. Das Thema sei hochgespielt worden.


Die Geschichte, die Kaape erzählt, klingt ganz anders als die der Protestler. „Wir hatten nie die Absicht, die Eiche zu fällen“, sagt der Investor. Ursprünglich sei man mit den Bauplänen lediglich zu dicht an der Eiche gewesen, zwei Meter hätte man abrücken müssen. Es sei nie geplant gewesen, die Eiche zu fällen, man habe lediglich eine Fällgenehmigung gehabt.


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