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26.12.2022
Theresa Keilhacker
Berlin, Bezirk Mitte
Guineastraße 17-18, 13351 Berlin

Anna-Lindh-Schule , Guineastraße 17-18, 13351 Berlin

Berlin hat ein Problem mit der Instandsetzung seiner im öffentlichen Eigentum befindlichen Liegenschaften. Es gibt nicht genügend Geld für notwendige Sanierungsmaßnahmen. Verfall, Leerstand, Kosten für Ersatzliegenschaften etc. - eigentlich ein Fall für Zwangsanordnungen oder Enteignung, denn „Eigentum verpflichtet“ – Artikel 14 Grundgesetz. Aber das Problem wird seit Jahrzehnten von der Politik in Berlin nicht systematisch angegangen. Bestandsbauten interessieren nicht, weder baukulturell noch aus sozialen oder Klimaschutz-Belangen, noch sonst.

„Die Anna-Lindh-Schule entstand im Jahr 2006 durch die Fusion der Rehberge-Grundschule und Goethepark-Grundschule und erhielt ihren Namen nach der schwedischen Politikerin Anna Lindh. Anna Lindh setzte sich als Außenministerin für Menschen und insbesondere für Kinderrechte ein“, schreibt die Schule auf ihrer Website. Nun prangt auf der Startseite, Stand 21.10.2022, „SPERRUNG DES HAUPTGEBÄUDES. Das gesamte Hauptgebäude wurde vom Gesundheitsamt nicht mehr für den Unterricht freigegeben und darf ab sofort nicht mehr betreten werden!“


Einem Artikel aus der Berliner Woche vom 21. April 2021 zufolge ist „die untere Turnhalle (ist) allerdings schon seit 2015 wegen Schimmels gesperrt. Der Hausmeister hatte dort seit 2010 immer wieder Schimmelflecken entdeckt. Der Schimmel sitzt also schon länger im Gemäuer. Der aktuelle Befall wurde laut Hochbauamtsleiterin Claudia Zirra jedoch erst im September 2020 bei Leitungsarbeiten im Keller festgestellt. Trotz Akutmaßnahmen breitete sich der Schimmel von dort offenbar ins Erdgeschoss aus. (...) Zwölf Klassen, rund 250 Schüler, mussten somit nach den Osterferien ungeplant zu Hause bleiben.“


Mehr als zwei Jahr später kommt einem Artikel aus der Berliner Zeitung vom 20. Dezember 2022 zufolge der zuständige Baustadtrat Ephraim Gothe zu folgendem Schluss: „Der Bezirk Mitte will die denkmalgeschützte Anna-Lindh-Schule in der Guineastraße im Afrikanischen Viertel in Wedding abreißen lassen. Ein entsprechender Antrag werde beim Landesdenkmalamt gestellt.“  6,6, Millionen pro Jahr kosten derweilen die Ersatzstandorte Miete.


Von 1955-59 wurde die Rehberge-Grundschule und die Goethepark-Grundschule mit Hausmeister-Wohnhaus und Schulkindergarten, vom Hochbauamt Wedding erbaut und ist auf der Denkmalliste Berlin unter der Nr. 09030296 aufgenommen. Es ist eine sensibel gestaltete Schulanlage, der man den jahrzehntelangen Instandhaltungsrückstau leidvoll ansieht. Warum müssen Kinder, Lehrkörper und Eltern so lange zuschauen, ohne dass etwas mit ihrer Schule besser wird? Warum werden sie mit ihren Sorgen und Nöten vom Bezirk Mitte allein gelassen?


Die Hochbauamtsleiterin hat das sinkende Schiff jedenfalls inzwischen verlassen und arbeitet jetzt bei einem anderen Auftraggeber in Berlin. „Ein Drittel der Stellen, die in der technischen Gebäudeplanung benötigt würden, sei derzeit nicht besetzt, so Ephraim Gothe.“


Irgendetwas läuft falsch im Bezirk Mitte. Nachhaltig ist das jedenfalls nicht (siehe auch potentieller Schulstandort im Bezirk Mitte, der seit 2015 leer steht). Mit der Vorbildfunktion der Öffentlichen Hand in Sachen Denkmalschutz ist es auch nicht weit her (siehe andere Schule im Bezirk Mitte, die verfällt). Und ob der Bezirk Mitte sich nachdrücklich für Menschen und insbesondere für Kinderrechte einsetzt, ist nach einer solchen Schadensbilanz auch mehr als fraglich.