Am Nachmittag des 23.05.2020 haben wir, die Nachbarschaftsgemeinschaft der Koloniestraße 10 in Berlin-Wedding #kolonie10 , Besuch von Bauarbeitern eines Abrissunternehmens bekommen. Laut deren Aussage ist ein Teilabriss unseres historischen (Fuhr)Hofes - unseres Zuhauses, unseres Arbeitsplatzes - für Dienstag, den 02. Juni 2020, geplant.
Auftraggeber ist Romeo Uhlmann (Campus Viva), ein Investor, der schon lange ein Auge auf unseren im Milieuschutzgebiet liegenden Hof geworfen hat. Dessen Plan ist es die historischen Remisenwohnungen, die Ateliers, die ehemalige Tanzschule, Werkstätten und Garagen, den gesamten mit Senatsmitteln begrünten Hof abzureißen und mit profitablen Mikroapartments und einem Hostel zu bebauen.
Wir fühlen uns bedroht, denn zu was die Eigentümer fähig sind, zeigten sie bereits im Dezember 2018: Am Morgen des 06.12. kam, ohne jede Vorankündigung oder Genehmigung des Bezirks-/ Bauamtes, ein Bautrupp auf den Hof, mit dem Vorhaben einen großen Teil des Hofes abzureißen. Verhindert werden konnte dieses Vorhaben nur mit Hilfe des Bezirksamtes, der Milieuschutzbeauftragten und zahlreichen Nachbar*innen. Doch viele von uns mussten bereits gehen. Bis vor Kurzem gab es hier u.a. in zweiter Generation die einzige Autokühlerwerkstatt Berlins, eine Tischlerei, eine Stepptanzschule, ein Möbelrestaurator, Motorradschrauber und vieles mehr.
Mitten in der Coronakrise wollen die Eigentümer nun Tatsachen schaffen. Die geplante Abrissaktion ohne Baugenehmigung dient dabei einzig und allein dazu uns Mieter*innen zu vergraulen.
Bildhauer Björn, dessen Werkstatt und Lagerraum unmittelbar durch den anstehenden Abriss bedroht sind, würde die Lebensgrundlage verlieren. Dylan hätte keinen Platz mehr für seinen Musikunterricht. Auch Eichhörnchen Eicke würde vermutlich verschwinden, ebenso wie viele brütende Vogelarten, Wildbienen, Fledermäuse und ganzjährig geschützter Pflanzenbewuchs.
Bauliche Maßnahmen mit schwerem Gerät könnten zusätzlich die Statik und Stabilität unserer Remisenwohnungen stark gefährden. Ein Rauswurf von uns Mieter*innen ohne vorherige Kündigung mit der Begründung einer potentiellen Einsturzgefahr steht somit im Raum.
Die Koloniestraße 10 ist ein Ort mit Geschichte, an dem eine starke und engagierte Nachbarschaft gewachsen ist. Eine Mietergemeinschaft, die unabhängig von Geschlecht, Herkunft und sozialem Status zusammenlebt. Hier treffen Jung und Alt aufeinander - unser jüngster Mieter Juri ist gerade einmal 4 Jahre alt, die älteste Anfang 60.
Wir haben mehrmals versucht ein Gespräch mit der Eigentümerin CI Invest Wohnen GmbH aufzunehmen und ein alternatives, nachhaltiges Bebauungskonzept vorgeschlagen. Gehör gefunden haben wir dafür nicht. Dabei haben auch der Baustadtrat Ephraim Gothe sowie Kultursenator Klaus Lederer an die Eigentümer appelliert und auf die Wichtigkeit der Kulturschaffenden für den Kiez und Einzigartigkeit des Hofes hingewiesen.
Deshalb bitten wir nun alle Beteiligten, vor allem die Eigentümer*innen der CI Invest Wohnen GmbH Carlo Haselmann und Stefanie Bader-Groner sowie Romeo Uhlmann von Campus Viva III GmbH noch einmal ausdrücklich: Lösen Sie Ihre Vorverträge, lassen Sie die Stadt Berlin ihr Vorkaufsrecht wahrnehmen und verkaufen Sie unseren Hof und das Grundstück an die Stadt oder eine gemeinwohlorientierte Genossenschaft!
Mehr Informationen:
https://zusammenfuerwohnraum.noblogs.org/koloniestrase-10
04. Januar 2021
Gefälligkeiten vom NaBu-Vorsitzenden für Investorenträume: Der Streit um die Koloniestraße 10 geht weiter, mehr...
01. März 2024, taz
Kulturelles Kleinod vor dem Aus: Grüne Oase vom Abriss bedroht, mehr...
12. April 2024
Offener Brief, Klimaprojekt Kolonie10 bleibt! mehr... (PDF)
27. Juni 2024, rbb24
Milieuschutz oder Mikro-Appartements, mehr...
Siehe auch Beitrag:
Koloniestraße 2-8
Unterschreibt bitte die Petition: Abriss verhindern Wohnraum und Gewerbe erhalten: Verkaufen Sie unseren Hof an die Stadt! https://www.change.org/p/ci-invest-wohnen-gmbh-abriss-verhindern-wohnraum-und-gewerbe-erhalten-verkaufen-sie-unseren-hof-an-die-stadt