Die Rathenower Straße befand sich lange im Schattendasein von Moabit. Als viel befahrene Verkehrsverbindung zwischen Alt-Moabit und Perleberger Straße, mit vielen schmucklosen Nachkriegsbauten aus der Zeit des Wiederaufbauprogramms für bezahlbaren Wohnraum gesäumt, fielen die wenigen Altbauten der Gründerzeit und einige Leerstellen, wie die Ecke zur Birkenstraße mit der „Pit-Stop“ Autowerkstatt nicht so auf.

Bis der Bezirk Mitte auf die glorreiche Idee kam, das jahrzehntelang vernachlässigte Jugendzentrum gegenüber an die landeseigene Wohnungsbaugesellschaft WBM zu übertragen, es teil-abreißen zu lassen und mit einer schönen Werbetafel für eine höher verwertbarere Nachverdichtung zu werben. Bis heute ist dort eine leere Baustelle, auf der wenig passiert. Das Werbeschild ist verschwunden.

Parallel dazu verschaffte der Bezirk Mitte der Rathenower Str. 63/64, Ecke Birkenstraße durch einen vorhabenbezogenen B-Plan eine maximale Grundstücksausnutzung, ohne große Auflagen für sozialen Wohnungsbau. Seit dem 02.07.2019 wurde dort zwar die Autowerkstatt abgerissen, aber das Grundstück blieb bis heute ebenfalls leer und unbebaut und wurde inzwischen von den ehemaligen Eigentümern der Habersaathstraße 40-48 weiterverkauft ohne eine einzige Wohnung geschaffen zu haben. Dafür haben sich einige die Taschen schön vollgestopft.

Der Bezirk Mitte machte sich hier unter Leitung seines Baustadtrats Ephraim Gothe (SPD) zum Büttel der Investor*innen, denn so schnell wird selten ein vorhabenbezogener B-Plan durchgewunken.

Die Spekulationswelle schwappt nun auf das Nachbargrundstück Rathenower Straße 62 über, die Eigentümer aurag Rathenower Str. 62 Grundbesitz GmbH & Co. KG streiten gerade vor Gericht gegen Hildebrandt, S. u.a. – vermutlich steht der nächste Abriss eines Wohnhauses bevor, das zahlreichen Mieter*innen bezahlbare Mieten ermöglicht hatte.