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22.08.2018
Theresa Keilhacker
CG Gruppe
Schloßstraße 80, 12165 Berlin

Schloßstrasse, Berlin Steglitz, Steglitzer Kreisel


Video: Grundsteinlegung Projekt "Carré Sama-Riga" (Berlin-Friedrichshain, CG Gruppe. Ein Film von Gertrud Schulte Westenberg, Filmfabrik)


Der Name „Becker & Kries“ sagt dem einen oder anderen noch etwas aus den 70ger Jahren, als die Firma als West-Berliner Familienunternehmen galt und einige Wohn- und Geschäftshäuser dort besaß. Inzwischen ist unter dem Dach der Familienstiftung Becker & Kries die weit verzweigte Becker & Kries Holding GmbH & Co. KG angesiedelt. Zu einem der originellsten Immobilienteile gehörte bis vor Kurzem der Sockel des Steglitzer Kreisels, mit Hotel, Geschäften, Busbahnhof, Parkplätzen und Zugängen zu den Untergeschossen. Das 27-geschossige Hochhaus auf dem Sockel befand sich hingegen im Besitz des Landes Berlin und seine Fassaden im "Gemeinschaftseigentum". Daher mussten sich beide Partner einig sein und durften nicht Teile ohne Zustimmung des jeweils anderen verkaufen. Der Gebäudekomplex steht nach Asbestfunden, die erst 2015 beseitigt waren, seit 2007 leer und kostete Berlin bis zum Verkauf 2016 jährlich mehr als 700.000 Euro.


Der Steglitzer Kreisel entstand 1968-1974 nach Plänen der Architektin Sigrid Kressmann-Zschach, die gleichzeitig mit ihrer Avalon GmbH & Co. KG auch Bauträgerin für das ambitionierte Hochhausprojekt war. Als ihre Firma wegen steigender Baukosten und fehlender Mieteinnahmen in die Insolvenz rutschte, musste nicht nur ein SPD-Finanzsenator gehen, sondern auch ein SPD-Bausenator sich vor einem 1974 einberufenen Untersuchungsausschuss rechtfertigen, weil Berlin auf einer Bürgschaft über 42 Mio DM sitzenblieb. Auch das Ku’damm-Karree entstand aus Kressmann-Zschach’s Feder (Baujahr 1969-1974). Die Kombination aus Parkhaus, Einkaufspassage, Theater und 20-geschossigem Hochhaus mit Büros, ragt bis heute als weitgehend dunkler Zahn in den Berliner Himmel und erlangte zuletzt durch den von Kultursenator Lederer im April 2017 vertraglich exekutierten Abriss der historischen Theater und Komödie am Kurfürstendamm traurige Berühmtheit (siehe auch mehrteilige exklusive Recherche von Gabriela Keller und Kai Schlieter in der Berliner Zeitung vom Mai 2018).


2015 stimmte Berlin dann dem Verkauf des Sockelgebäudes durch die Firma Becker & Kries an die CG Gruppe zu. Christoph Gröner, Geschäftsführer mehrerer Firmen mit den Initialen CG, erreichte 2016 sein ehrgeiziges Ziel, auch den Turm des Steglitzer Kreisels zu kaufen. Er bezahlte dem Land Berlin dafür rund 20 Mio, um darin nach eigenen Angaben 330 Wohneinheiten zu realisieren.


Seit 2002 fiel Christoph Gröner in Leipzig mit einer Holding auf, die zahlreiche Dienstleistungen in der Immobilienbranche erbrachte, wie z.B. Projektsteuerung, Bauträgertätigkeit, Immobilienhandel oder auch Hausverwaltung. Durch Sitzverlegung, Umfirmierung, Neueintragung und Wechsel in der Geschäftsführung Dutzender von GmbHs und Beteiligungen, machte sich der streitbare CG einen fragwürdigen Namen in der Branche und fand zuletzt in Berlin mit der Grundsteinlegung seines Projektes "Carré Sama-Riga" (siehe Videoclip) und einem großflächiges Plakat Beachtung, das er am ehemaligen Postscheckamt am Halleschen Ufer aufhängen ließ: „Hier verhindert Rot-Rot-Grün (Friedrichshain-Kreuzberg) 623 Wohnungen, davon 182 geförderte Einheiten und 55 preisgedämpfte Wohneinheiten. Der Berliner Senat sieht zu.“


Weitere Geschichten zur CG Gruppe findet Ihr hier: ehemaliges Postscheckamt, Hallesches Ufer 60 und Chausseestraße 38-42a.



Nachträge


5. April 2020:
Der Parteispendenticker der NGO abgeordnetenwatch.de meldet, dass der Investor Christoph Gröner im März 2020, 300.000 Euro an die Berliner CDU überwies.


28. September 2020 aus der Berliner Zeitung:
Steglitzer Kreisel: Von der Traumwohnung zur Albtraumwohnung? mehr...


7. Januar 2021 aus dem Tagesspiegel:
"Die Berliner CDU geht mit vollen Kassen in das Wahljahr. 800.000 Euro hat der Immobilienunternehmer Christoph Gröner der Partei von Spitzenkandidat Kai Wegner im vergangenen Jahr überwiesen. Zwei Spenden von 300.000 Euro im März und 500.000 Euro Ende Dezember waren die höchsten Parteispenden des Jahres in Deutschland. Stefan Evers, Generalsekretär der Berliner CDU, sagte der „Morgenpost“ dazu: „Wir freuen uns über die großzügige Unterstützung.“ Das zeige, wie sehr Christoph Gröner Berlin am Herzen liege. Der renommierte Berliner Staatsrechtler Ulrich Battis zweifelt dagegen daran, ob die CDU gut beraten war, diese Spenden anzunehmen. Battis sagte dem Checkpoint jetzt: „Wenn ein Landesverband einer Partei von einem Immobilienunternehmer 800.000 Euro für Fragen der Baupolitik erhält, muss er damit rechnen, dies von der Konkurrenz und der Presse vorgehalten zu bekommen. Das höchste Gut der Politik ist die Glaubwürdigkeit und die leidet.“


5. April 2023, Berliner Zeitung:
Adler Group vor der Pleite: Was bedeutet das für die Berliner Mieter? mehr...


8. Juli 2023, Berliner Zeitung:
Adler im Sinkflug? Ein Blick hinter die Kulissen eines undurchsichtigen Immobiliengeflechts, mehr...


14. Februar 2024, Berliner Zeitung:
Käufer einer Eigentumswohnung setzt sich vor Gericht gegen Adler Group durch, mehr...