Ein schwarz verschmutztes, aber schmuckes Gründerzeithaus an der viel befahrenen Seestraße in Wedding lässt erahnen, dass sich hier ein Entwickler bald bei seinen Mieterinnen und Mietern mit einer Modernisierungsankündigung und entsprechenden Mietsteigerungen zu Wort melden wird. Links neben frisch wirkendem Graffiti befindet sich ein Schild „Arts & More“ auf der helleren Sockelzone und deutet darauf hin, dass sich kreative Menschen im Haus befinden, die sich bezahlbare Mieten noch leisten können.

Im Oktober 2023 kaufte das Haus eine Schweizer Immobilienfirma (Blue Rock Group). Der Bezirk Mitte nutzte leider sein Vorkaufsrecht zugunsten eines gemeinnützigen Trägers nicht, obwohl das Haus im Milieuschutzgebiet liegt.

Das Bezirksamt verweist auf die Genehmigungsvorbehalte bei Modernisierungen, die es in Milieuschutzgebieten gebe und die Wohnbevölkerung vor Verdrängung schützen: »Jede Baumaßnahme, die über den zeitgemäßen Ausstattungszustand einer durchschnittlichen Wohnung hinausgeht […], wird grundsätzlich versagt.« …

In der Praxis heißt das: Die Bezirksämter haben den Auftrag, Luxussanierungen wie bodentiefe Fenster, Fußbodenheizungen oder Marmor im Treppenhaus zu verhindern. Der Einbau eines Aufzugs, einer Zentralheizung oder von Fassadendämmung liegt hingegen nicht im Ermessen der Behörden. Die Kosten für solche Neuerungen können die Eigentümer scheibchenweise auf die Mieter umlegen.

Raiko, ein Mieter aus der Groninger Straße ganz in der Nähe sagt, „er habe nicht per se etwas gegen die Modernisierung von alten Häusern. So wie es in Berlin laufe, werde damit jedoch das Recht auf Wohnen verletzt. Den Bezirken komme eine stärkere soziale Verantwortung zu, sagt Raiko. »Wenn das private Kapital übernimmt, dann ändern sich der Kiez und seine Leute. Das kann doch auch nicht im Sinne der Stadt sein.«“

21. Juni 2024, nd
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