Der Discount Supermarkt eurogida im Wedding ist über den Kiez hinaus bekannt. Nirgendwo kann man so international und weit über den Gehsteig ausgebreitet, günstiges Gemüse und drinnen frisches Fleisch einkaufen wie dort. Auch den „Triftpunkt“ gleich nebenan im selben Haus kennt jeder im Kiez, weil die Reklame auch spät nachts noch leuchtet und signalisiert, dass man noch ein Getränk ergattern kann. Wie lange gibt es diese Läden noch?
Rote Tücher hängen aus den Fenstern und ganz oben unter dem Dach deutet ein Transparent „(H)AUSVERKAUF“ darauf hin, dass auch dieses Gründerzeithaus im Wedding bald keine günstigen Mieten mehr haben wird. Der ImmoScout24 weist eine Preissteigerung für Eigentumswohnungen von ca. 70 % innerhalb nur 4 Jahren für diesen Bereich aus: von ca. 2.500 Euro pro m2 bis nun auf ca. 4.230 Euro pro m2.
Der Weddingweiser beschreibt die Triftstraße historisch wie folgt: „Ursprünglich hatte alles sehr bescheiden begonnen. Der Begriff »Trift« beschreibt die einstige Funktion der Straße: nämlich die eines Feldweges, über den das Vieh von der Weide in den Stall getrieben wurde. Immerhin war dieser Weg 1820 bereits befestigt und als solcher in den Stadtplänen verzeichnet. Eine großstädtische Bebauung ließ allerdings noch einige Jahrzehnte auf sich warten. Auf dem Gelände des späteren Virchow-Krankenhauses sorgte damals eine Abdeckerei, in der unter staatlicher Kontrolle Tierkadaver beseitigt wurden, mit ihren Talgschmelzen, Knochenmühlen, Seifensiedern und Gerbereien für erheblichen Gestank.“
Heute ist die Triftstraße eine bunte Nebenstraße im Sprengelkiez, mit viel Auto- und Fahrradverkehr, der sich nicht immer mit den vielen Falsch-Parkern in zweiter Reihe, insbesondere vor dem beliebten eurogida, verträgt. Aber irgendwie tolerieren die Weddinger das gleichmütig und auch das Ordnungsamt interessiert sich nicht für‘s „Knöllchen“-Eintreiben. Das bunte Treiben kann weitergehen, bis auch dieser Teil vom Wedding durchgentrifiziert und gleich gemacht worden ist.
In Wedding-News heute kurz & knapp zum Häuserkauf: „Heimstaden unterzeichnet Vereinbarung.
Am Sonntag (22.11.) laden Mieter verschiedener Häuser im Sprengelkiez zu einem Sprengelkiez-Spaziergang und Laternenlauf ein. Start ist um 16 Uhr am Leopoldplatz. Hintergrund ist der kürzliche Kauf von insgesamt 4000 Wohnungen in Berlin durch die schwedische Investmentfirma Heimstaden, darunter 18 Häuser im Wedding. Die Mieter fürchten Mieterhöhungen, Luxussanierung und Verdrängung und haben in den vergangenen Wochen auf vielfältige Weise auf sich aufmerksam gemacht (Link zum Musikvideo). Die betroffenen Häuser sind mit roten Tüchern markiert.“
Fragen und Antworten zu Heimstaden gut zusammengefasst
https://mg-berlin.org/faq-heimstaden
Wehrt Euch gegen die Immo-Haie!
03.11.23: Mieterhöhungen des schwedischen Wohnungskonzerns Heimstaden, mehr...
Siehe auch folgende, weitere Beiträge:
Bremer Straße 63/64, Pankstraße 62/ Thurneysserstraße 1, Torfstr. 18, Koloniestr. 13/ Osloer Str. 93 und Waldenser Str. 9