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10.04.2021
Marina Kara
Gewobag
Wassertorstraße 64, 10969 Berlin

Wassertorstraße 64, 10969 Berlin

Die Gewobag gehört zu den 6 landeseigenen Berliner Wohnungsbaugesellschaften, die für das arme Berlin bezahlbaren Wohnraum bereitstellen soll. Defakto agiert die Gewobag als Wohnungsbau-Aktiengesellschaft wie jede andere Aktiengesellschaft am Markt auch. Sie baut nur dort sozial, wo sie politisch gezwungen wird (zuletzt 2017 von der damaligen Senatorin Katrin Lompscher, Die LINKE, durch eine Kooperationsvereinbarung); lieber baut sie aber neu für den gut betuchten Mittelstand, wie z.B. am östlichen Ufer der Oberhavel, im Spandauer Stadtteil Haselhorst, wo sie gemeinsam mit der Wohnungsbaugesellschaft Berlin-Mitte mbH (WBM) das Projekt „WATERKANT Berlin“ entwickelt. Bis 2025 sollen dort ca. 2.500 Wohnungen entstehen.


Derweilen verfallen Bestandsbauten beispielsweise in der Wassertorstraße und die Instandhaltungsrücklagen der Gewobag scheinen noch nicht einmal für einen neuen Anstrich zu reichen. Obwohl die Häuser im dicht bewohnten Stadtteil Kreuzberg in den 70gern durchaus robust gebaut wurden, gute Grundrisse aufweisen und der Blick über die Stadt von den bis zu 8-gschossigen Häusern grandios ist. Aber die Mieter*innen sind offenbar noch nicht in kämpferischer Weise organisiert.


Wenn die Mieter*innen-Initiative „Deutsche Wohnen & Co enteignen“ an das Konzept der Gemeinwirtschaft anknüpfen möchte, also demokratisch verwaltete Unternehmen im öffentlichen Eigentum zu erwirken, dann müsste sie eigentlich die Umwandlung der 6 landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften ebenfalls in den Blick nehmen. Es müsste dann ein kleines „g“ vor die Wohnungsbaugesellschaft Berlin-Mitte mbH, „g“ wie „gemeinnützig“. Und die Gewobag Wohnungsbau-AG müsste sofort wieder rückabgewickelt werden in eine Gewobag Gemeinnützige Wohnungsbau-AG, die sie vor dem 27.06.2014 noch war.


Solange der Geschäftsauftrag der Gewobag „Das Betreiben von lmmobiliengeschäften jedweder Art, insbesondere die Errichtung und Bewirtschaftung von Wohnungen für breite Schichten der Bevölkerung, darunter Haushalte mit geringem Einkommen, zu tragbaren Belastungen...“ heißt und kein einflussreicher Mensch im Aufsichtsrat genauer nachfragt, wird sie für ihre Aktionäre die Zahl der Haushalte mit geringem Einkommen nach unten drücken, soweit sie kann und in deren Beständen möglichst wenig investieren.


Im geschäftsführenden Vorstand sitzt seit 2014 unter anderen übrigens eine Frau: Snezana Michaelis. Sie fährt auf Nachfrage des Tagesspiegel vom 29.7.2020 einen Jaguar F-Pace Pure (SUV) als „Dienstschüssel“.