Der Checkpoint Charlie war im Kalten Krieg ein Ort von höchster Symbolkraft; hier standen sich sowjetische und amerikanische Panzer gegenüber, die Bilder sind in Schulbüchern abgedruckt, der Name ist Menschen überall in der Welt ein Begriff.
Jetzt haben Investoren die Brachen für sich entdeckt: Die Firma Trockland plant einen Komplex aus Wohnungen, Büros, Restaurants und ein „Hard Rock Hotel“ mit knapp 380 Zimmern. Aber nun gibt es Kritik; seit Wochen kreist ein Konflikt um die Zukunft des Checkpoint Charlie, in dem es vor allem um eine Frage geht: Wer darf entscheiden, wie es aussieht in der Stadt? Diejenigen, die darin leben? Oder die, die dort Geld verdienen wollen?
Nathaniel, 56 Jahre, stammt aus Israel und hat in London studiert. Die Firma Trockland gründete er vor knapp zehn Jahren mit. Schlagzeilen machte sie mit einem Luxuskomplex an der East Side Gallery, für den sie ein Stück der Mauerreste heraustrennen und umsetzen ließ. Aber am Checkpoint Charlie geht es nicht so schnell voran, wie er es gern hätte. Bevor er bauen kann, will die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung einen Bebauungsplan aufstellen.
Abgemacht ist, dass der Investor auf dem westlichen Areal Geschossflächen von 26 000 Quadratmetern bauen kann. Auf dem östlichen sind 23 500 vorgesehen. Dafür bekommt das Land ein Museum mit 3 000 Quadratmetern; davon 2 000 unter der Erde. Dafür soll Berlin jeden Monat eine Miete von 25 Euro pro Quadratmeter im Monat zahlen.
Der Ablauf erinnert an den Abriss der Kudamm-Bühnen; wie die Berliner Zeitung im Mai berichtete, hatte Kultursenator Klaus Lederer (Linke) auch dabei eine Einigung mit dem Investor ausgehandelt und damit die Debatte um eine Rettung der historischen Theater beendet. Das Ressort selbst sieht die Einigung im Fall Checkpoint Charlie als Erfolg: „Unser Ziel war ein Museum mit langfristig günstigen Mietkonditionen“, schreibt ein Sprecher, dies habe man erreicht. Zum Vorwurf, damit die Beteiligung ausgehebelt zu haben, teilt er mit, sein Haus habe „zum Museum verhandelt und ist von der Kritik nicht betroffen“.
Was die Kritiker umtreibt ist auch, dass das Land sich nicht fügen müsste: Berlin hat ein Vorkaufsrecht für die Flächen. Trockland gehören sie noch nicht. Die Firma hat bisher nur auf dem Areal lastende Grundschulden von rund 90 Millionen Euro gekauft. Anfang 2016 ließ sie sich im Grundbuch vormerken.
Siehe auch: ausführlicher Beitrag unter www.dumont.de.
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