Abriss und Luxus-Neubau am Hafenplatz // Massive Verdrängung von Hunderten Mieter*innen und Vernichtung bezahlbaren Wohnraums befürchtet // Interviews mit Bewohner*innen sind möglich
Am 25. Januar 2024 um 18 Uhr werden durch die Artprojekt Entwicklungen GmbH die Abriss- und Neubaupläne für das Quartier Hafenplatz im Ausschuss für Stadtentwicklung und Wohnen der BVV Friedrichshain-Kreuzberg vorgestellt. Betroffen sind über 700 günstige Wohn- und Gewerbeeinheiten. Das Quartier wurde in den frühen 1970er Jahren errichtet und bestand, bevor sie aus der Bindung fielen, hauptsächlich aus Sozialwohnungen. Aktuell leben und arbeiten hunderte Menschen in den vom Abriss bedrohten Gebäuden Hafenplatz 5-7, Köthener Str. 28-33 und Bernburger Str. 20-21. Die Investorengruppe, um den Mehrheitsgesellschafter Ioannis Moraitis, der bereits durch die Kündigung des Lebensmittelladens „Bizim Bakkal“ in die Schlagzeilen geriet, plant nun einen Totalabriss und den Bau von Gewerbe und hochpreisigen Luxuswohnungen.
Seit Jahren fällt die Eigentümergesellschaft durch unlautere Vermietungspraxen auf: unzulässige Nebenkostenabrechnungen, geplanter Verfall, befristete Mietverträge und undurchsichtige Zuständigkeiten. Vor diesem Hintergrund gründete sich Anfang 2022 im Quartier eine Mieter*innenvernetzung.
Die Initiative fordert, dass zunächst ein unabhängiges Gutachten erstellt wird, um zu prüfen, ob der Abriss tatsächlich unumgänglich ist. Auch der städtebauliche Wert sollte berücksichtigt werden: Die prägnante Betonpyramide des Hafenplatz 6-7 diente als Kulisse zahlreicher Filme und Bücher. Die Mieter*innen setzen sich dafür ein, dass alle aktuellen Menschen, ob mit befristeten oder unbefristeten Mietverträgen, im Sozialplan berücksichtigt werden. Im Fall von Abriss und Neubau fordern sie vergleichbare Wohnungsgrößen zu ähnlichen Mieten.
Darüber hinaus kritisiert die Initiative, dass die Geflüchtetenunterkunft auf dem Areal in den neuen Entwürfen keine Berücksichtigung findet.
Schon jetzt kümmern sich die Eigentümer*innen nicht um die Instandhaltung der Gebäude. Baumängel, die konstant Feuchtigkeit in viele Wohnungen lassen und so zur Schimmelbildung führen, werden nicht behoben. Fahrstühle werden über Wochen nicht repariert, was für die älteren Bewohner*innen in den oberen Etagen große Probleme darstellt. Es ist davon auszugehen, dass dieses Vorgehen, gepaart mit den exorbitanten und falschen Nebenkostenabrechnungen, Bestandsmieter*innen vertreiben soll, um so weniger Menschen in einem Sozialplanverfahren zu übernehmen. Die Bewohner*innen fordern daher, dass die Gebäude, unabhängig von den Abrissplänen, jederzeit angemessen instandgehalten werden.
Anbei finden Sie ein Schreiben, das vorab an die Abgeordneten des Ausschuss für Stadtentwicklung und Wohnen geschickt wurde. Für Interviews stehen Mieter*innen am 25.01 vor und nach der Sitzung zur Verfügung. Vor-Ort-Termine am Hafenplatz-Quartier sind möglich.
Kontakt: mietvernetzungsus@gmail.com
Schreiben an den Ausschuss für Stadtentwicklung und Wohnen vom 18.1.2024, mehr... (PDF)
Siehe auch:
Beitrag zur Weserstr. 36, 10247 Berlin, mehr...
Beitrag zur Havelberger Straße 10-11, 10559 Berlin, mehr...
10. April 2024 (Berliner Morgenpost):
"In Moabit haben sich Kläger zusammengetan, die seit 2023 auf die Fertigstellung ihrer bereits bezahlten Eigentumswohnungen warten.", mehr...
20. Mai 2024 (Berliner Zeitung):
„Im Fegefeuer gefangen“: Wie ein Bauträger in Berlin Wohnungskäufer in die Verzweiflung treibt, mehr...
31. Juli 2024 (Tagesspiegel):
Architekten kritisieren geplanten Abriss am Hafenplatz, mehr...
03. August 20024 (Berliner Zeitung):
Seit Jahren gibt es große Pläne für den Hafenplatz im Herzen von Berlin. Aber kaum einer kümmert sich noch um die rund 1500 Mieter. mehr...